Die Unstrut entspringt bei Kefferhausen und mündet nach ca. 192 km in der Nähe von Großjena in die Saale. Nach etwa 60 km tangiert sie an ihrem Oberlauf den Hopfenberg der Gemarkung Großvargula, den ersten kommerziell betriebenen Weinberg des Anbaugebietes Saale-Unstrut. Dessen Wein wird unter der Bezeichnung „mons lupi“ vermarktet. Auf dem Kalksteinboden, bedingt durch das Klima, gedeihen hier wieder seit 2001 Trauben. Die Rebsorte Regent bildet die Grundlage für einen trockenen, markanten Rotwein. In jüngster Vergangenheit kam die Sorte „Rose´“ hinzu. Gegenwärtig betreibt die Stiftung „Landleben Kirchheilingen“ den Anbau. Abgefüllt wird der Wein von Andreas Klaus in Bad Sulza. (1)
In der im Sommer 2018 erschienenen „Geschichte der Gemeinde Großvargula von 1920—2018“, die eine Fortsetzung der bestehenden Dorfchronik „Vargula. Ein Beitrag zur Thüringer Kulturgeschichte“ von Albert Arnstadt darstellt, wird die Geschichte des gegenwärtigen Weinanbaus in Großvargula ausführlich beschrieben. Der Winzer Karl Simon Schwarz begründete nach dem 2. Weltkrieg durch das Anlegen eines Weinberges direkt am Ausgang eines wunderschönen Tales zwischen Nägelstedt und Großvargula, das inzwischen ein Naturschutzgebiet ist, die Renaissance des Weinbaus im Ort. Die Tradition geht nachweisbar bis ins Jahr 1300 zurück, dürfte aber auf Grund der Stellung der Schenken von Vargula noch älteren Datums sein. Auf einer Fläche von 100 Acker (ca. 25 Hektar) wurde in Großvargula Wein angebaut. Berühmt war er durch seine Qualität. Edle und Klöster betrieben Weinberge an den Hängen der Unstrut im Ort. Der Abt von Volkenroda hatte ein eigenes Kelterhaus in Vargula, das von einem „redlichen“ Kellermeister geleitet wurde. Ein größeres Kelterhaus und Weinkeller befanden sich auf dem Schloss. Seit Vargula zur Stadt Erfurt gehörte, befanden sich in deren Besitz 40 Acker Weinberge. (2)
Arnstadt beschreibt auf einigen Seiten die Besitzverhältnisse, Kosten, Mengen und historische Daten (15. Das Schank- und Brauwesen in Vargula).
Nach dem Dreißigjährigen Krieg trat eine gravierende Änderung der Trinkgewohnheiten der einheimischen Bevölkerung ein, deren Folgen den Weinbau im Ort beeinflussten. Der drastisch gestiegene Konsum von Bier löste den Wein ab. Gravierende Klimaveränderungen zeichneten sich unter anderem dafür verantwortlich. Vargula besaß als eine der wenigen Orte im Gebiet der Stadt Erfurt eigenes Braurecht. Die besondere Stellung wurde 1580 dokumentiert. Im Schloss wurde bereits 1530 Bier gebraut. Andere Orte der Gegend waren gezwungen, Erfurter Bier auszuschenken. Die Grundlage des Bieres, der Hopfen, bauten die einheimischen Bauern selbstverständlich auch vor Ort an. Die Lage in der Gemarkung dürfte Namenspatron des Schlages „Hopfenberg“, lateinisch eigentlich „mons humuli“ sein. Die Schöpfer der Marke wählten aber „mons lupi“ - übersetzt „Wolfsberg“. Irrtümer der Geschichte sorgten schon oft für herausragende Produkte.
Den Niedergang des Weinanbaus beschreibt eine Quelle des Jahres 1772. In einer Kirchnotiz schrieb man, dass kein Wein im Ort für ein Notabendmahl erworben werden konnte.
Mit der Separation im 19. Jahrhundert verschwanden sämtliche Weinberge im Ort. Nur noch Flurbezeichnungen erinnern an die alte Tradition.
Vargula liegt geographisch zu Beginn des Weinbaugebietes Saale-Unstrut. Historisch dürfte es am Anfang ebenfalls eine bedeutende Rolle gespielt haben.
Die Herren von Vargula erhielten 1178 offiziell den Titel „Pincernacum de Vargila“, Schenken von Vargula. Rudolf I. bekam diesen Ehrentitel am Hof der Thüringer Landgrafen als Erster verliehen. Seinen Bruder Kunemund (auch Cundemund) ernannten die Ludowinger zum Marschall. Beide Brüder nahmen ob ihrer Stellung und ihres Besitzes maßgeblich Einfluss auf den Weinbau im Gebiet Saale-Unstrut.
Im Jahr 1131 erhielten die Ludowinger die Obervogtei über die in der Landgrafschaft bestehenden Klostergüter des Quedlinburger Stifts. Lehnsnehmer und damit Herr dieser Gegend, wurde in diesem Jahr Kunemund von Varila. (3)
Das Kloster der Zisterzienser in Walkenried wurde 1137 auf Veranlassung des Naumburger Bischofs Udo I. nach Pforta, dem Ausgangsort des Anbaus von Wein in dieser Gegend, verlegt.(4)
Mit ihren Fähigkeiten und Kenntnissen legten die Mönche des Ordens durch harte Arbeit das Weinbaugebiet an. Durch seine Lage und den Ausbau des Weins erlangte es im Lauf der Zeit Weltruhm. Die Schenken von Vargula persönlich dürften Anregungen von ihren mehrfachen Besuchen in der Heimat der „Heiligen Elisabeth“, im Tokaj-Gebiet in Ungarn eingebracht haben.
Autorengruppe Großvargula im Sommer 2018
Quellen:
(1) Angaben auf dem Etikett des Weines „mons lupi“ Großvargula
(2) Chronik von Albert Arnstadt „Vargula. Ein Beitrag zur Thüringer Kulturgeschichte“
(3) Internetbeitrag „www.Bad Kösen-von den Anfängen bis zur Gegenwart“
(4) Wikipedia „www.Die Geschichte des Klosters Pforta“