Die Schenken von Tautenburg sind die Erben der Schenken von Vargula. Das heutige Großvargula war ihre Wiege, der Ursprung ihres Titels und Adels. Auf der dortigen Burg lebten ihre Ahnen und alle weiteren Nachkommen. Nebenlinien von Schenken im Umfeld der Thüringer Landgrafen stammen von diesem Ort.
Das Geschlecht war vom Beginn ihres Aufstiegs in den europäischen Machtkampf zwischen Angelsachsen und Franken involviert. Ein Konflikt der über 1500 Jahre die
Politik des Kontinents maßgeblich bestimmte und durch Eroberung fremder Kontinente in die gesamte Welt getragen wurde.
Ihre bekannte Herkunft dürfte im Gebiet um Naumburg liegen, Machtzentrale der alten Thüringer. Die Wappen nachgewiesener Verwandter, der Truchsesse von Schlotheim und der Marschälle von Eckardsberga
(Wikipedia), deuten auf eine angelsächsische Herkunft hin. Im Engelingau saß einst zu Zeiten des Thüringer Königreichs die Elite des Stammes.
500 Jahre später beherrschten sächsische Könige der Luidolfinger das Gebiet am Zusammenfluss von Unstrut und Saale. Ihre Vasallen verwalteten es.
Strategisch wichtige Punkte ihres Reiches galt es mit Getreuen zu besetzen. Ein solcher war Vargula. Schon früher kontrollierten lokale Herrscher im Auftrag mächtiger Könige den Unstrutübergang. Der
wilde Fluss trennte Gebiete. Vom 11.bis zum 13. Jahrhundert fiel die Aufgabe an die Familie der Schenken von Vargula, auch wenn sie erst 1178 den Titel verliehen bekamen. Die Kontrolle der
Handelsstraßen brachte Reichtum, Macht und Unabhängigkeit.
Trotz Heirat in höchste Adelskreise und machtpolitische Ambitionen verwehrte das Schicksal den Aufstieg in die erste Reihe des Reiches. Durch Veränderungen der politischen Landschaft und vor allem
strategische Wechsel der Infrastruktur, verließen sie um 1300 Vargula und verlegten ihren Lebensmittelpunkt in das Gebiet der unteren Saale, ihrer alten Heimat. In der Gegend besaßen sie einige
Burgen. Als Namen des weiteren Geschlechts wählten sie die Tautenburg.
Ihre Verwandten, nach Kunemund die Marschälle von Eckardsberga und Heinrichs Nachkommen, die Schenken von Apolda, saßen schon geraume Zeit auf den Burgen in der Nachbarschaft. Seit dem zweiten
Jahrzehnt des 13. Jahrhunderts gelangten die Burgen Saaleck, Rudelsburg, Dornburg und eben die Tautenburg mit Rudolf II. in den direkten Besitz der Schenken von Vargula. Nebenlinien entstanden
erneut, die sich nach anderen Orten benannten. Die Schenken von Tautenburg gehen auf Rudolf IV. als Stammvater zurück. Gemeinsam mit Bruder Heinrich, dem letzten Schenken der auf Burg Vargula saß,
war er Erbe von Rudolf III. Eine der beiden Töchter Rudolf IV. war wahrscheinlich mit einem Herr von Stotternheim verheiratet, was den Besitz von einem Viertel am Schloss Vargula erklärt. (Verkauf
der Burg an das Kloster Fulda)
Die weiteren Nachkommen des Geschlechts der Schenken von Vargula tauchten auch im 14. Jahrhundert durch Schenkungen an Klöster und Verkäufe von Land in Vargula und Umgebung in Urkunden auf. Sie
veräußerten ihr Erbe in der alten Heimat und brachen die letzten Brücken ab.
Die Tautenburg erhielt Rudolf II. als Reichslehen von Kaiser Friedrich II.. Im nahen Frauenprießnitz stifteten die Schenken ein Frauenkloster. In der Gruft der Ortskirche bestatteten sie nach
der Aufgabe von Vargula nun ihre Toten. Im 21. Jahrhundert existiert diese Gruft noch, nachdem sie zu Beginn des 19. Jahrhunderts zu verfallen drohte. Der Weimarer Geheimrat Johann Wolfgang von
Goethe soll als Baudirektor des Großherzogs Carl August von Weimar die Renovierung veranlasst haben (Geschichte der Kirche in Frauenprießnitz).
Arnstadt beschrieb in seiner Chronik ab Seite 57 bis Seite 68 die weitere Geschichte der Schenken von Tautenburg. Er traf Georg Freiherr Schenk von Tautenburg, Mitglied des Preußischen
Abgeordnetenhauses persönlich. Albert Arnstadt selbst gehörte dem Parlament ebenfalls durch freie Wahl an. Seine Chronik bildet die Grundlage der folgenden Aufzeichnungen.
Rudolf IV. stand in Diensten des Wettiners Dietzmann, Landgraf über das Oster- und Pleißeland. Verheiratet war er mit einer Tochter Albert II. von Herbsleben. Seit
1302 war er Besitzer der Tautenburg. Bereits beschriebene Urkunden im Zusammenhang mit Rudolf IV. und seinem Bruder Heinrich belegen, dass die Schenken in Vargula Lehnsnehmer des Klosters Fulda und
der Thüringer Landgrafen waren, ein Umstand, der noch einmal eine Rolle bei den Besitzverhältnissen der Niedermühle und des Wörtsgutes in Vargula spielt. Mühle und Gut waren bis 1806 in sächsischem
Eigentum, also von den Wettinern (Nachfolger und Erben der Thüringer Landgrafen) als Lehen genommen. Rudolf IV. starb 1306. Er hinterließ 4 Söhne und 2 Töchter. Die Söhne Rudolf V., Heinrich,
Heinrich (Heidenreich) und Dietrich waren in den Thüringer Grafenkrieg zu Beginn des 14. Jahrhunderts verwickelt. Rudolf V. war in erster Ehe mit einer Gräfin von Orlamünde verheiratet. Er und seine
Brüder standen dem Schwiegervater und den Schwarzburgern gegen den Landgrafen Friedrich II. bei. Der Sieg der Wettiner kostete die Schenken die Dornburg und die Rudelsburg (1345), Burg Saaleck wurde
bereits 1344 verkauft. In zweiter Ehe war Rudolf V. mit Elisabeth von Querfurt verheiratet, zuletzt erwähnt wurde er 1349. In Diensten der Edlen von Querfurt waren die Schenken für die Münzprägung
verantwortlich. (Burgmuseum der Burg Querfurt)
Der Wettiner Landgraf Friedrich IV. söhnte sich mit den Grafen von Orlamünde und Schwarzburg aus. Er heiratete eine Gräfin von Schwarzburg. In der Folge kam Rudolf VI. von Tautenburg wieder in die
Gunst der Wettiner. Er war Vogt von Delitzsch, 1382 Vertrauensmann beim Erbvertrag nach Streit der Wettiner untereinander (Markgrafen Friedrich I. und Herzog Wilhelm). Im hohen Alter von 90 Jahren
starb er 1430. Seine Söhne Rudolf VII. und Busso hatte er überlebt. Beide gründeten neue Linien der Schenken von Tautenburg in anderen Gegenden. Rudolf VII. war der Stammvater der einzigen noch im
Jahr 2020 existierenden Schenken von Tautenburg, die nach einer Odyssee über Bayern, Ostpreußen und Thüringen heute in Baden-Württemberg leben.
Die Verzweigungen der Familien, die alle den Titel Schenk von Tautenburg führten, werden jeweils am Beginn der Geschichten mit einem kurzen Stammbaum und Nummerierung zusammengefasst, weil sonst die
Übersicht verloren geht. Die Schenken gründeten auch in anderen Gebieten Burgen, die sie nach ihrer Stammburg nannten.
Rudolf VII. (1), Vogt von Eckardsberga, verheiratet mit Gräfin Reuß von Plauen, gestorben 1420, Sohn Ludwig (3) und eine Tochter
Busso (2), 1420 mit der Tautenburg (Stammburg) in Thüringen belehnt, Ehefrau Marschalk von Goslarstedt, kämpfte in den Hussitenkriegen und fiel in der Schlacht bei Aussig, 4 Söhne, Rudolf VIII. (4),
Burkhardt (5), Johann (6) und Busso (7) und drei Töchter
Der Großvater der 5 Enkelsöhne, Rudolf VI., bestimmte nach Verteilung seines Vermögens, die Tautenburg solle ihnen gemeinsam unter Einsetzung eines Verwalters gehören. Nach dessen Tod gerieten die beiden Linien in einen teilweise handfesten Streit, der mit gewaltsamer Besetzung und Vertreibung endete. Nach 15 Jahren fand man einen Kompromiss und zahlte Ludwig 4000 Gulden, mit denen er sich einen Besitz in Gottmannsgrün bei Hof in Bayern kaufte.
Ludwig (3), Vogt (Amtmann) von Eisenberg, später Altenburg, verheiratet mit Constantine, Gräfin von Gleichen, starb 1495, 3 Söhne Siegmund (8), Wilhelm (9) und Christoph (10)
Siegmund (8) starb 1499. Er wird im 2. Teil der Familiengeschichte eine wichtige Rolle spielen. Wilhelm (9) heiratete Kunigunde von Tettau. Sie brachte Gut
Windisch-Eschenbach in die Ehe ein. 1487 zog er auf den Reichstag nach Nürnberg mit Pfalzgraf Otto von Bayern. Er hatte drei Söhne und drei Töchter. Seine Tochter Constantine ging eine unglückliche
Beziehung als Geliebte mit Heinrich Reuß von Plauen (Der Unechte) ein. Die Söhne Georg (11), Wilhelm (12) und Ernst (13) trugen Konflikte mit den Herzögen von Bayern aus und verließen den Landstrich.
Christoph (10) stand in hoher Gunst bei den Markgrafen Friedrich und Siegmund von Brandenburg, er hinterließ zwei Töchter.
Kehren wir zur Linie von Busso (2) zurück. Sein Sohn Rudolf VIII. erschien in den Quellen 1440 als Herr von Saaleck und 1458 als Amtshauptmann von Sangerhausen. Im Jahr 1462 war er Gesandter Philipps
des Guten von Wettin in Burgund und Brabant. Er starb 1469 in Sangerhausen. Die erneut enge Verbindung zu den Wettinern dokumentierten auch die Stellungen Burghardts (5) und Johanns (6), die
vertrauensvolle Ämter in ihren Diensten begleiteten. Johann (6) musste, genau wie seine Ahnen die Schenken von Vargula, die sterblichen Überreste seines Herren in die Heimat überführen. Herzog
Albrecht von Sachsen wurde von Kaiser Maximilian aus dem Haus Habsburg, dem letzten Ritter auf den Thronen Europas, für geleistete Dienste als Reichsstatthalter mit Friesland belehnt. In Kämpfen bei
Groningen mit den Friesen wurde der Herzog verwundet und erlag seinen Verletzungen. Johann Schenk von Tautenburg kämpfte an seiner Seite und brachte die Leiche nach Meißen. Als Vorsitzender des
Coburger Landgerichts wurde er 1460 genannt. Burghardt (5) war Oberster Hofrichter am Hof Herzog Wilhelm von Sachsen, Geheimer Rat und Hofmeister der Herzogin. Er starb kinderlos 1471. Busso (7) fiel
1448 in Soest (Westfalen).
Die Blutbanden der sich ursprünglich im Konflikt befindlichen Zweige der Schenken führten zu Karrieren der Söhne Wilhelms (9) in Friesland. In einer der reichsten Gegenden Europas nahmen sie
beachtliche Stellungen ein. Georg (11), Wilhelm (12) und Ernst (13) gelangten bis an die Spitze der Macht. Georg (11) wurde vom Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation Karl V.
persönlich 1521 mit der Statthalterschaft in Friesland betraut. Für treue Dienste im Kampf erhielt er 1531 vom Kaiser den Orden „Zum Goldenen Fließ“. Georg Schenk von Tautenburg besaß bei Bollenhoe
reiche Besitztümer und nannte sein neues Stadtschloss „Tautenburg“. Er starb 1540 als Generalstatthalter von Friesland. Ernst (13) fiel 1528 in Geldern.
Georg (11) war in erster Ehe mit Anna von Voß und in zweiter Ehe mit Johanne von Egmont verheiratet. Er hinterließ vier Söhne und eine Tochter. Diese Linie in Friesland beeindruckte durch weitere
markante Persönlichkeiten. Georgs Sohn Friedrich (14) wurde Erzbischof von Utrecht, er starb 77jährig 1580. Sein Bruder Karl (15) war Patenonkel von Kaiser Karl V., er starb 1571, litt an einer
Nervenkrankheit. Der dritte Sohn Ludwig (16) starb in Spanien 1571, die Habsburger hatten durch die spanischen Besitztümer Zugang nach Amerika. Der vierte Sohn schließlich Johann (17) war
Großstallmeister beim Kaiser, er kämpfte 1573 unter Herzog Alba gegen die aufständischen Niederlanden. Mit seinem Sohn Jodocus (18), der 1615 in Siebenbürgen ermordet wurde, erlosch die Linie der
Schenken von Tautenburg in Friesland. Der Name ist in Groningen indes auch 2020 noch bekannt. Das Erbe des Erzbischofs der friesischen Linie fiel an die Schenken, die in Ostpreußen beheimatet waren.
Das ursprüngliche Geschlecht der Schenken von Vargula drang auf Grund von Taten, Verkehr mit den höchsten Schichten des Adels und Heiratspolitik in elitäre Kreise der Lande des Heiligen Römischen
Reiches Deutscher Nation vor. Exponierte Titel wie Fürst, Landgraf oder Herzog blieb ihnen verwehrt. Ihre Nachfahren, die Schenken von Tautenburg, ereilte ein ähnliches Schicksal. Aufstieg in das
Zentrum der Macht oder dynastischer Zugang zum Hochadel gelang auch ihnen nicht. Die Wettiner, die nun Fürsten von Sachsen waren, hatten durch das System der Kaiserwahl im Reich (Goldene Bulle) eine
neue, gegenüber der früheren Landgrafschaft in Thüringen, exponierte Stelle. Die Silberfunde im Erzgebirge und die Erweiterung des Reiches der alten Ottonischen-, Salischen- und Stauferkaiser gen
Osten bestärkten ihre Macht. In der Hierarchie standen sie ganz oben. In ihrem Schatten agierten nun die Schenken von Tautenburg.
Wie bereits in der Geschichte Vargulas in der Zeit der Zugehörigkeit zu Erfurt beschrieben, vereinigten sich 1440 die Wettiner Gebiete in den Händen Friedrich des Streitbaren um kurze Zeit später
einer endgültigen Teilung unter seinen Söhnen Friedrich II. des Sanftmütigen und seinem Bruder Wilhelm III. des Tapferen und später Ernst und Albrecht, zu unterliegen. Der Sohn Friedrich II., Albert
(Albrecht der Beherzte, geboren am 31.Juli 1443 in Schloss Grimmen), Stammvater der Albertinischen Linie der Wettiner, wurde von Johann (6), Schenk von Tautenburg, nach seinem Tod in die Heimat
überführt.
Sein Bruder Burghardt (5) diente Wilhelm III. und stand in dessen Gunst. Damit war die Familie im „Sächsischen Bruderkrieg“ in verschiedenen Lagern involviert.
Im Streben um die höchste Macht, das Kaisertum, ergab sich eine weitere Parallele. Die Wettiner waren nach der Aussöhnung der Brüder Friedrich II. und Wilhelm III. auf
dem besten Weg die führende Macht im Reich zu werden. Die Erringung der Kaiserkrone schien nur eine Frage der Zeit. Im 13. Jahrhundert beschritten die Thüringer Landgrafen aus dem Haus der Ludowinger
einen ähnlichen Weg. Der plötzliche Tod Ludwig IV. auf dem Kreuzzug 1227, im blühenden Alter von 27 Jahren, dem Höhepunkt der Macht sehr nah, machte alle Hoffnung zunichte. Nun im 15. Jahrhundert,
kurz vor dem Ziel, wurden die Länder der Wettiner in zwei Teile zerlegt. Die Brüder Ernst und Albert, Söhne Friedrich II. und nach Wilhelms Tod 1482 Herren über Mitteldeutschland (2020 die
Bundesländer Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt) teilten ihr Land 1485 aus Angst vor einem weiteren Bruderkrieg endgültig.
So stieg das Haus Habsburg zur führenden Macht im Reich auf und ging in die Geschichtsbücher ein. Auch in deren höchsten Diensten standen wie beschrieben, Schenken von Tautenburg.
Vargula war in jener Zeit mit dem Schicksal der Stadt Erfurt verbunden, erlebte deren Aufstieg, Blüte und Untergang im Spiel um die Macht hautnah mit.
Die Tautenburg ging nach Burghardts (5) Tod 1471 an die Kinder seines Bruders Johann (6). Sie war ein Lehen der Wettiner. Johann heiratete eine Frau von Affenburg mit der er vier Söhne und eine
Tochter hatte. Seine Söhne waren Busso (19), Georg (20), Johann (21) und Rudolf IX (22). Die Tochter Margarethe heiratete einen Grafen von Gleichen. Busso (19) wurde zuletzt 1487 erwähnt. Sein Bruder
Georg (20) verwaltete für sich und seine Brüder die Tautenburg, heiratete Anna von Schleinitz und hinterließ einen Sohn und eine Tochter. Er starb 1512 in Tautenburg. Johann (21) war ein hoch
dekorierter Offizier, kämpfte 14 Jahre in Friesland für seinen Herzog Albrecht und dessen Söhne bis zum Frieden 1519. Im Deutschen Bauernkrieg von 1525 belagerte und eroberte er mit seinen Truppen
Mühlhausen, dem Ort des Gerichts über Thomas Müntzer. 1526 berief man ihn als Rat des Herzogs Georg nach Dresden, der neuen Residenzstadt der Wettiner in Sachsen. Ein eventuell anstehender Krieg
gegen die Türken drohte. Seine Ehefrauen waren Adelheid von Diephold und nach deren Tod Anna, Gräfin von Gleichen. Sein Sohn starb sehr jung und seine Tochter heiratete den Burggrafen von Dohna. Er
selbst starb 1529 oder 1530.
Rudolf IX. (22) war ebenfalls Rat des Herzogs Georg von Sachsen. Er war erlangte Berühmtheit durch Turniere und starb 1515 unverheiratet.
Einziger Stammhalter der Thüringer Linie der Schenken von Tautenburg war nun Georgs (20) Sohn Johann (23). Nach dem frühen Tod seines Vaters wuchs er unter der Obhut seines Onkels Johann (21) auf.
Dieser schickte ihn an den Hof des Dänischen Königs, an dem er bis 1526 blieb. Er war Herr der Tautenburg, während sein Onkel in Frauenprießnitz saß. Nach dessen Tod fiel ihm der gesamte Besitz zu.
Wahrscheinlich durch seine Gemahlin Dorothea, Tochter des Grafen von Mansfeld auf Koburg, trat er zum evangelischen Glauben über und war damit in die Glaubenskriege der Zeit eingebunden. Johann (23)
war sehr begütert. Er lieh seinem Herzog Moritz von Sachsen 4620 Gulden, starb 1551 und hinterließ vier Söhne, Johann (24), Georg (25), Rudolf (26) und (27) Gebhardt, der im Alter von 4 Jahren 1551
starb. Die drei übrig gebliebenen Brüder teilten sich zunächst die Herrschaft Tautenburg, Frauenprießnitz und Trebra. Nach dem frühen Tod Rudolfs (26) 1570 und Johanns (25) ohne Erben, fiel der
gesamte Besitz an Georg (26). Dieser begleitete den späteren Kurfürsten Moritz von Sachsen 1547 und 1548 zu den Reichstagen nach Augsburg.
Georg studierte 10 Jahre an der Universität Jena und vermählte sich mit Magdalena, Gräfin von Gleichen. Seine Frau starb 1571 und er folgte ihr 1579 im Alter von nur 42 Jahren. Die Universität Jena
schrieb zu seinem Tod: „Er war ein ausgezeichneter Fürsorger für Kirchen und Schulen, eine Zuflucht der Armen, eine treffliche und einzige Zierde ganz Thüringens und der sächsischen Lande“. Sein
Wille war, dass seine vier Söhne studieren sollten. Sie kamen allesamt dem Wunsch des Vaters nach. Georg (27) und Rudolf (28) zog es an die Universität Padua in Italien, Burghardt (29) studierte wie
sein Vater in Jena und Heinrich (30) in Leipzig. Die jungen Schenken standen unter der Obhut von Vormündern. Diese trachteten wahrscheinlich selbst nach den Pfründen der Schenken von Tautenburg,
daher kamen die Brüder in Geldnöte und häuften Schulden an. Kurfürst August
vermittelte, 1584 wurden die drei ältesten Söhne für mündig erklärt und nahmen ihr Schicksal in die eigenen Hände. Vor allem aus der Holzwirtschaft und der Schafzucht
requirierten sie Gewinne. Die Nähe und der Aufstieg der Textilherstellung im Sächsischen spielte für die Wollerzeugung eine wichtige Rolle.
Georg (27) starb 1593 unvermählt. Die Brüder Rudolf (28) und Burghardt (29) unternahmen Studienreisen nach Padua, Siena, Rom, Neapel und Frankreich. Nach dem Tod Georgs (27) erbte Rudolf (28) die
Tautenburg, heiratete Anna-Magdalena von Schönburg-Waldenburg, starb aber kinderlos 1597. Burghardt (29) lebte am Weimarer Hof Herzog Friedrich Wilhelms von Sachsen bis zu seiner Versetzung an den
Dresdner Hof des Kurfürsten Christian I.. Dort erhielt er die Stellung des Erziehers der Söhne des Kurfürsten. Gemeinsam mit seinem Bruder Heinrich (30) übernahm er 1597 die Herrschaft über die
Ländereien der Schenken von Tautenburg. Burghardt (29) heiratete Agnes von Eberstein. Nach der Machtübernahme des Kurfürsten Christian II. wurde er Geheimer Rat und Oberster Kammerherr am Dresdner
Hof, um schließlich als Gesandter nach Dänemark zu reisen. Er vermehrte den Besitz und ließ das neue Schloss in Frauenprießnitz bauen, dass noch heute im Jahr 2020 nach Renovierungen in einem sehr
guten Zustand ist. Er starb 1605 im Alter von nur 39 Jahren. Heinrich (30), Besitzer von Trebra, starb 1626 unverheiratet. Die Thüringer Linie der Schenken von Tautenburg hatte nur noch einen
einzigen Stammhalter, Christian (31), den ersten Sohn Burghardts (29). Sein Bruder Georg (32) war als Kind gestorben.
Durch Christian (31) gelangte das Geschlecht der Schenken von Tautenburg noch einmal zu höchstem Ansehen und gewaltigen Besitz. Die Tragik seiner Geschichte lag in den Umständen der Zeit, in welcher
er geboren wurde. Er war der letzte vom Stamm der Schenken von Tautenburg, einstmals Schenken von Vargula, die eine Herrschaft in Thüringen ausübten.
In den Wirren des 16. und 17. Jahrhunderts kam es letztendlich zur Spaltung der Christlichen Kirche. Anhänger beider Konfessionen trugen über ein Jahrhundert diesen Konflikt um Macht und
Einfluss auf Deutschem Boden aus. Höhe- und Schlusspunkt der Auseinandersetzung war der Dreißigjährige Krieg an dessen Ende Leid und Zerstörung stand. Die Schenken von Tautenburg waren auf beiden
Seiten mitten in diese Gefechte involviert.
Die Universität Jena wurde am 2. Februar 1558 eröffnet (Wikipedia). Der Ort, eine kleine Weinstadt in unmittelbarer Nähe der Tautenburg gelegen, wurde zum geistigen Zentrum der Ernestiner erkoren.
Bereits Christians Vorfahren standen in einem sehr engen Verhältnis zur Universität. Er selbst, 1599 geboren, Student ab 1617, wurde 1618 zum „Rektor magnificentissimo“, zum regierenden Fürsten,
einer Art Schirmherr, berufen. Die Söhne Johann Friedrich von Sachsen hatten die Universität gegründet nachdem die Kurwürde des Vaters auf Moritz von Sachsen übergegangen war. Damit verbunden war der
Verlust der Universität Wittenberg. An der neu gegründeten Lehranstalt in Jena wurden Juristen, Lehrer und Geistliche, welche die Lehre Luthers vertraten, ausgebildet. Ende des 16. Jahrhunderts wurde
sie zum Zentrum der Lutherischen Orthodoxen (Wikipedia).
Christian trat als letzter seines Stammes die Herrschaft über die Gebiete der Tautenburger Schenken
1622 an. Er heirate Dorothea, die Tochter Heinrich des Älteren Posthumus Reuß (1572 - 1635), der sich große Verdienste um die Stadt Gera erwarb. Heinrich gründete in der Stadt das älteste in
Thüringen existierende Gymnasium und bewahrte weite Teile der Stadt vor der Zerstörung im 30jährigen Krieg.
Dorothea starb bei der Geburt des zweiten Sohnes 1631. Das erste Kind war bereits tot und das zweite überlebte die Mutter nur um ein Jahr. Obwohl noch jung, heiratete der Schenk in Anbetracht des
Erlebten nicht noch einmal. Das Ende der Welt schien ihm nah und er verweigerte sehenden Auges den Fortbestand seines Geschlechts.
Ironie der Geschichte war seine letzte Erbschaft. Hans Ludwig von Gleichen, der letzte männliche Stammhalter derer von Gleichen, früher von Tonna, starb 1631 kinderlos. Bereits 1497 entstand ein
Erbvertrag (Seite 65 in Arnstadts Chronik), der seinen Nachlass regelte. Sein Gesamtvermögen wurde auf 2,5 Tonnen Goldes geschätzt.
Dem Schenken Christian von Tautenburg fiel eine Zahlung von 250000 Gulden zu, ferner Schloss, Vorwerk und Flecken Gräfentonna mit dem Kartäuser Hof und Vorwerk
Reifenstein, die Dörfer Burgtonna, Aschara, Eckardsleben, Illeben, Döllstedt mit dem Klostergut, Bienstedt mit der Wüstung, Ufhoven, Töttelstedt mit der Wüstung, Heubach und Eschenbergen.
Schloss Gräfentonna, die alte Kettenburg, über Jahrhunderte im Besitz der Herren von Tonna, den alten Gegner der Schenken von Vargula, fiel in die Hände eines Schenken. Er ließ das Archiv der Herren
von Gleichen auf die Tautenburg bringen. Nach seinem Tod kam es zunächst nach Jena und später auf Schloss Friedenstein in Gotha. Nach Christians Tod fiel Gräfentonna, das im 30jährigen Krieg stark
litt, an den Grafen von Waldeck, sein weiterer Besitz an Kursachsen. Das Lehen wurde eingezogen.
Christian Freiherr Schenk von Tautenburg, der letzte seines Geschlechts in Thüringen, starb am 3. oder 14. August 1640. Er lebte in einer furchtbaren Zeit des Krieges. Dem Wahnsinn mit unendlichem
Leid, Zerstörung, Mord und Plünderungen begegnete er hautnah. Seinen Herrschaftssitz in Schloss Frauenprießnitz musste er nach der Plünderung und Zerstörung des Schlosses (der Ort und die Kirche
wurden 1638 abgebrannt) 1637 verlassen. Seine letzten Jahre verbrachte er auf der Tautenburg. Die Leiche konnte erst 1647 in das Erbbegräbnis der Schenken in Frauenprießnitz überführt und bestattet
werden.
Arnstadt zitierte einen Satz aus den Geschichtsbüchern: „Im 15. Jahrhundert war das stolze Geschlecht der Schenken erloschen. Die Freiherrn von Vargula führten außer dem Schenkentitel auch den Titel
Barones, sie wurden zu den Reichsständen gezählt und zu den Reichstagen des Deutschen Reiches eingeladen.“
Der Titel „Schenk von Vargula“ ging ab dem 15. Jahrhundert verloren und die Zeitzeugen glaubten mit dem Tod des letzten Schenken von Tautenburg in Thüringen an das Ende der Dynastie. Sie waren aus
Bayern, Friesland und Thüringen verschwunden.
Ein Zweig der Familie aber lebte weiter. In Ostpreußen fanden sie eine neue Heimat. Deren Geschichte soll im 2. Teil der Familiensaga erzählt werden.
Der Stammbaum:
Rudolf IV., noch Schenk von Vargula gemeinsam mit seinem Bruder Heinrich
Sohn Rudolf V., verh. 1. mit Gräfin von Orlamünde und 2. Elisabeth von Querfurt
1.)
Sohn Rudolf VI.
Sohn Rudolf VII., verh. mit Gräfin von Reuß zu Plauen
Sohn Ludwig und Tochter
Ludwig, verh. mit Constantine von Gleichen
Kinder (Linie Bayern)
Siegmund Wilhelm Christoph
Siegmund, Sohn Christoph, 2. Teil der Geschichte
Christoph 2 Töchter
Kinder Wilhelm, verh.mit Kunigunde von Tettau
Georg, Wilhelm und Ernst
Wilhelm und Ernst waren ohne Erben
Georg gründete eine Linie der Schenken in Friesland, er war verheiratet mit 1. Anna Voß und 2. Johanne von Egmont
4 Söhne und 1 Tochter
Söhne Friedrich Karl Ludwig Johann
Söhne Friedrich, Karl, und Ludwig ohne Erben, Johann, ein Sohn
Jodocus, ermordet 1615 in Siebenbürgen
(Ende der Friesischen Linie)
2.)
Sohn Busso, verh. Mit Marschalk von Goslarstedt
4 Söhne Rudolf VIII, Burghardt, Johann und Busso
keine Erben bei Rudolf, Burghardt und Busso
Kinder Johann, verh. mit Frau von Affenburg
(Linie Thüringen)
Busso Georg Johann Rudolf IX. 1 Tochter
Busso unbekannte Erben, Johann, 2mal verh.
Sohn starb jung und Tochter heiratete Burggrafen von Dohna, Rudolf ohne Erben, Margarethe, verh. mit Grafen von Gleichen Kinder Georg, verh. mit Anna von Schleinitz
Sohn Johann und Tochter
verh. mit Dorothea, Tochter des Grafen von Mansfeld auf Coburg (erster evangelischer Vertreter der Schenken)
4 Söhne
Johann Georg Rudolf Gebhardt
Johann, Rudolf und Gebhardt ohne Erben
Georg heiratete Magdalena von Gleichen,
4 Söhne
Georg Rudolf Burghardt Heinrich
Georg, Rudolf und Heinrich starben ohne Erben, Burghardt heiratete Agnes von Eberstein 2 Söhne
Christian und Georg
Georg starb als Kind, Christian heiratete Dorothea Reuß, er hatte 2 Kinder, die sehr jung starben Christian war der letzte Schenk von Tautenburg der Thüringer Linie, er starb 1640.
Die Fortsetzung folgt im 2. Teil. Als Quelle diente das Werk „Vargula. Ein Beitrag zur
Thüringer Kulturgeschichte“ von Herrn Albert Arnstadt.