Zwischen benachbarten Dörfern gab es noch vor wenigen Jahren unerklärliche Rivalitäten. Besonders heftig waren diese Scharmützel zwischen unserem Ort und Gräfentonna. Fußballspiele und Feuerwehrausscheide gerieten zu Schlachten und auch verbale Vorbehalte gegen die anderen standen auf der Tagesordnung. Mit der Neuordnung der Kreise nach 1990 gerieten sie aus dem Gedächtnis.
Zu unseren Nachbarn aus Nägelstedt hatten die Vargelschen indes meist ein gutes Verhältnis. Über Jahre spielten Männer aus Nägelstedt in Vargula Fußball, inzwischen
haben sich die Umstände umgekehrt. Geselligkeit bei den Festen im Nachbardorf wurden von vielen Bewohnern unseres Dorfes geschätzt.
Sympathie und Antipathie beruhte auf historischen Wurzeln. Die Herren von Tonna, später von Gleichen, waren für die Schenken von Vargula politische Gegner.
Zumindest große Teile der Bevölkerung des Ortes Nägelstädt gehörten zu Vargula. Der Beweis dieser These lag in den Urkunden, die Albert Arnstadt sammelte und in seiner Chronik veröffentlichte.
Das Marienstift zu Mainz verkaufte 1214 für 100 Mark Silber ein ansehnliches Gut im Dorf „Neylstedt“ an den Orden. Noch heute spricht man im Dialekt für Nägelstedt „Neilscht“.
Es handelt sich um das im 21. Jahrhundert existierende Stiftsgut. Kaiser Federico bestätigte den Kauf parallel zur Schenkung der Vogtei von Mainz in Person des Erzbischofs Siegfried. Im gleichen Jahr
verzichtete Rudolf II. auf das bereits erwähnte Gehölz am „Geher“. Die Schenken von Vargula waren demzufolge mit dem Ort belehnt und somit gehörte er zu Vargula.
Wohltätigkeit des Ordens gegenüber Armen und Kranken waren die Motive der damaligen Schenkung. Das Stiftsgut schrieb sich ähnliche Motive auf die Farben in der Gegenwart.
Eine Flur in Richtung Urleben/Klettstedt heißt Warthegrund. Die Erfurter Warthe wurde bereits ausführlich beschrieben. In einer alten Aufzeichnung über Vargula wurde ein System von Warthen innerhalb
der Flur von Vargula beschrieben. Wahrscheinlich rührt sie aus den Besitzungen der Schenken. Sie besaßen Gebiete in Klettstedt und Herbsleben. Es erscheint daher logisch, dass mehrere Türme, Warthen,
in der Flur existierten, die sich durch Leuchtfeuer verständigten.
So könnte der Flurname von einer Warthe Richtung Klettstedt herrühren. Der Orden übernahm mit dem Kauf von Vargula das System.
Großvargula gehört inzwischen zur Verwaltungsgemeinschaft Herbsleben. Ab und zu treten auch hier im Innenverhältnis alte Gegensätze und Vorbehalte zu Tage.
Eine Perspektive hat die Region im zentralen Thüringer Becken nur gemeinsam. Deshalb sollte man sich auch an die gemeinsame Vergangenheit erinnern und zusammen die Zukunft planen, als
gleichberechtigte Partner.
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