Im Herzen Europas existierte von 2000 - 1600 vor Christus ein Königreich, das erste auf dem Kontinent. (1)
Man benötigte keine Wehranlagen gegen äußere Feinde, für Frieden und Schutz sorgte die Armee des Königs. Etwa 3000 Jahre später wurde Heinrich aus dem Geschlecht der Luidolfinger König der Deutschen Stämme. Das Zentrum seiner Hausmacht war identisch dem Königreich der Bronzezeit.
Um 900 nach Christus bedrohten Ungarn das Gebiet, zum Schutz ließ er Burgen bauen. Die Pforte im Südwesten zum Einlass in die jeweiligen Reiche, war in beiden Fällen der Flussübergang der Unstrut in Vargula.
Zur Zeit des Aunjetitzer Königreichs in Zentraleuropa war die Unstrut ein riesiges unpassierbares Sumpfgebiet. In Vargula verengte sich der Fluss zwischen zwei Hochterrassen, beide waren durch drei Furten problemlos erreichbar, es sei denn, es herrschte Hochwasser.
Diese strategische Stelle war für eine hochentwickelte Kultur ein Fixpunkt. Zudem hatte man auf beiden Plateaus eine enorme Weitsicht auf das umliegende Land in alle vier Himmelsrichtungen. Am Fuß des Warthbergs im Westen fanden Archäologen eine Siedlung, die einst mit Vargula in Verbindung stand. In einer Sandgrube fand man Reste eines Urnenfeldes. Die kleinen Scherben zeugten von Urnen mit Brandleichen. Man fand Keramik des „Bernburger Typs“, dazu Waffen, Werkzeuge und Hausgeräte. Ein Hirschgeweih mit Schaftloch zur Aufnahme einer Klinge, Messer, Schaber, Pfeilspitzen aus Feuerstein, zwei kleine Steinbeile, einen facettierten Hammer und ein ebensolches Steinbeil sind Belege einer frühen Ansiedlung in der Gegend. Jede Menge Tierknochen ließen Schlussfolgerungen auf die Nahrung zu. (2)
Bandkeramiker und später im Gebiet der Unstrut und unteren Saale eingewanderte Glockenbecher vereinten sich zur Aunjetitzer Kultur, benannt nach einem Weiler in der Nähe von Prag, Unetice. (1)
In besagter Siedlung am Warthberg fanden Archäologen in einem Tongefäß aus eben jener Zeit Bruchteile eines Bronzewendelringes, eine Bronzefiebel und einen Eimerbeschlag aus Bronze, dazu eine Münze von „Diocetian“. (2)
Zeitschrift GEO, Ausgabe 10 2018 „Bronzezeit: Das Reich der Himmelsscheibe“,
mit Quellen zum Buch von Kai Michel und der Ausstellung „Bewegte
Zeiten – Archäologie
in Deutschland“ vom 21. September 2018 bis 06. Januar 2019
„Die Vor-und Frühgeschichtlichen Altertümer Thüringens“ von Alfred Götze (1865-1948), erschienen zu Beginn des 20. Jahrhunderts
In der Bronzezeit gab es noch keine Dörfer, die dem des 21. Jahrhundert glichen, Flurgrenzen wurden in viel späterer Zeit festgelegt. Das beschriebene Gebiet der Furten mit den beiden Plateaus gehörte zusammen. In der Blüte des Mittelalters besaßen es die Schenken von Vargula. (3)
Vargula. Ein Beitrag zur Thüringer Kulturgeschichte von Albert Arnstadt
Spätestens mit der Separation im 19. Jahrhundert wurden die Hünengräber auf der Hochterrasse links der Unstrut zu landwirtschaftlichen Flächen eingeebnet. Dort befanden sich einige „Hök“. (3)
Von einem wurde in der Chronik Arnstadts berichtet: „Der Hügel, welcher etwa 5 Ruten im Geviert einnahm und etwa 10 Fuß hoch war, ist....Um denselben befanden sich 6 Steinkistengräber, d.h. die Gräber waren an den Seiten oben und unten mit Steinplatten umgeben. Die Höhe der Gräber und die kurze quadratische Form ließen auf die hockende Stellung der Leichen schließen. Außer Knochen, zum Teil gut erhaltenen Schädeln, fand man nichts in den Gräbern.“ Eine Gothaer Rute im Geviert betrug 21,177 m² (4), man kann daher von etwa 100 m² Grundfläche des Hügels ausgehen.
Ein Gothaer Fuß betrug etwa 29 cm (4), woraus sich für den „Hök“ eine Gesamthöhe von ca. 3 m ergibt.
(4) Maße im Internet
In Vargula findet man nur noch ein Hünengrab aus dieser Zeit. Vom Simonshügel gibt es keine Angaben der ehemaligen Maße.
Im Gebiet zwischen Elbe, Saale und Unstrut existierte von 2000 bis 1600 vor Christus ein Königreich. Basierend auf archäologischen Funden, konnte die 400-jährige Existenz nachgewiesen werden, schriftliche Zeugnisse aus der Zeit gab es nicht. (1)
Das beeindruckenste Bauwerk war der „Bornhöck“, die Grabanlage des Königs. Ein Hügel mit einem Durchmesser von ca. 65 m und einer Höhe von 13 bis 15 m, lag er weit sichtbar in der Nähe von Dieskau (2020 Sachsen-Anhalt). In der Nähe des Ortes hatte man zuvor einen Goldschatz gefunden, der in den Nachkriegswirren des 2. Weltkrieges in die damalige Sowjetunion gebracht worden war. Zu weiteren Zeugnissen der Bronzezeit gehören die Fürstengräber in Helmsdorf und Leubingen sowie der Hortfund bei Dermsdorf. Der spektakulärste Fund war die Himmelsscheibe von Nebra. In jüngster Vergangenheit entbrannte ein Disput um die Datierung der Himmelsscheibe. Geschmiedet wurde sie um 1800 vor Christus (1), Professoren aus München und Frankfurt am Main zweifelten dieses Datum an.
Im „Bornhöck“ bei Dieskau fand man Reste von Mahlsteinen, die eine Produktionskapazität für 1000 Menschen täglich besaßen, dazu Funde der Archäologen von Beilen an verschiedenen Orten, Zeugnisse der Armee des Königs.
Das Königreich der Bronzezeit im Herzen Europas wurde mit Rohstoffen aller Art beliefert, Zinn und Gold unter anderem von den britischen Inseln, Kupfer aus dem heutigen Slowenien und anderen Minen Europas, Bernstein von der Ostsee und Salz. Handwerker veredelten die Materialien zu hochwertigen Erzeugnissen. Ein Austausch mit den zur gleichen Zeit existierenden Hochkulturen in Ägypten, Mesopotamien und anderen Orten zirkulierte. Alle diese Waren wurden auf den Handelsrouten der Zeit transportiert. Einer dieser Knotenpunkte waren die Furten in Vargula. Vielleicht finden Archäologen in Zukunft mit modernen Mitteln der Ortung ein Fürstengrab, welches das Tor zum Königreich weist.
Autorengruppe, November 2020